Er ist groß, reichweitenstark und sieht gut aus: Der Honda Prologue scheint der perfekte Elektro-SUV für den deutschen Markt zu sein. Doch es gibt einen Haken – Honda wird ihn hier nie offiziell verkaufen. Wir erklären die Hintergründe.
Auf den ersten Blick ist der Honda Prologue genau das Auto, das sich viele deutsche Honda-Fans und Familien wünschen: ein stattlicher, modern gezeichneter Elektro-SUV mit den Abmessungen eines VW ID.4, großer Batterie und viel Platz. Doch wer sich im Juli 2025 beim lokalen Honda-Händler nach Preisen und Lieferzeiten erkundigt, wird enttäuscht. Der Prologue ist ein Phantom auf dem europäischen Markt. Er wurde exklusiv für Nordamerika entwickelt und gebaut. Dieser Artikel analysiert, was den Prologue so besonders macht, warum er auf amerikanischer Technik von General Motors basiert und welche Strategie Honda stattdessen in Europa verfolgt.
Das Wichtigste in Kürze: Die technischen Daten des US-Modells
Merkmal | Detail (Nordamerika-Version) |
Modell | Honda Prologue (2025) |
Segment | Mittelklasse Elektro-SUV |
Plattform | General Motors (GM) Ultium |
Antrieb | Single Motor (FWD) oder Dual Motor (AWD) |
Leistung | 158 kW (215 PS) bis 215 kW (292 PS) |
Batterie (netto) | ca. 85 kWh |
Reichweite (EPA) | bis zu 476 km |
Verfügbarkeit in DE | Nicht offiziell erhältlich |
Ein Honda mit amerikanischem Herzen: Die General Motors-Kooperation
Der entscheidende Grund für die Einzigartigkeit und die Marktpositionierung des Prologue ist sein „X-Faktor“: Er ist kein reiner Honda. Er ist das Ergebnis einer tiefgreifenden, aber zeitlich begrenzten Kooperation mit dem US-Giganten General Motors.
Was ist die Ultium-Plattform von GM?
Anstatt eine eigene große E-Plattform für den US-Markt zu entwickeln, griff Honda auf die hochmoderne Ultium-Architektur von GM zurück. Diese Plattform ist das technologische Rückgrat von amerikanischen E-Fahrzeugen wie dem Chevrolet Blazer EV, Cadillac Lyriq oder GMC Hummer EV. Sie ist bekannt für ihre Skalierbarkeit und ihre fortschrittliche Batterietechnologie. Für den Prologue bedeutet das, dass Herzstücke wie die 85-kWh-Batterie, die Elektromotoren und große Teile der Software von GM stammen.
Ein Honda, der sich wie ein Chevrolet fährt?
Obwohl das Design innen und außen klar von Honda gestaltet wurde und eine markentypische, hochwertige Anmutung hat, sind die technischen Gene amerikanisch. Das Fahrwerk ist auf den komfortbetonten US-Geschmack abgestimmt, und das Infotainmentsystem basiert auf „Google Built-in“, wie es auch in vielen GM-Fahrzeugen zu finden ist. Dies ist ein fundamental anderer Ansatz als bei Hondas eigenen, in Japan entwickelten Modellen.
Die europäische Alternative: Was der Honda e:Ny1 stattdessen bietet
Für den europäischen Markt hat sich Honda bewusst gegen den Prologue und für eine Eigenentwicklung entschieden: den Honda e:Ny1. Dieser ist mit 4,39 Metern Länge deutlich kompakter und tritt eher gegen Modelle wie den Peugeot E-2008 oder Hyundai Kona an. Der e:Ny1 basiert auf Hondas eigener „e:N Architecture F“-Plattform, ist ausschließlich frontgetrieben und hat eine kleinere 68,8-kWh-Batterie. Er repräsentiert die europäische Honda-Philosophie: effiziente, kompakte und wendige Fahrzeuge für den urbanen Raum.
Warum kann man den Honda Prologue 2025 nicht in Deutschland kaufen?
Die Entscheidung, den Prologue nicht nach Deutschland zu bringen, hat mehrere strategische Gründe. Erstens war die Kooperation mit GM primär auf die schnelle Erschließung des nordamerikanischen E-SUV-Marktes ausgelegt, wo größere Fahrzeuge gefragt sind. Zweitens hätte eine Homologation und ein Import des auf US-Verhältnisse zugeschnittenen Fahrzeugs hohe Kosten verursacht. Drittens passt der kleinere, effizientere e:Ny1 besser zur europäischen Nachfrage und den strengeren CO₂-Flottenvorgaben. Der Prologue bleibt somit ein rein nordamerikanisches Phänomen.
Wie zuverlässig ist die amerikanische Ultium-Technik?
Da der Prologue in Deutschland nicht offiziell verkauft wird, gibt es keine Daten vom TÜV oder ADAC. Die Ultium-Plattform von General Motors gilt in den USA jedoch als ausgereift und zuverlässig. Die Technologie kommt in Hunderttausenden von Fahrzeugen zum Einsatz. Bei einem theoretischen Grauimport nach Deutschland würde die größte Herausforderung in der Ersatzteilversorgung und der Wartung durch nicht auf GM-Technik spezialisierte Honda-Werkstätten liegen.
Sicherheit und die Bewertung des US-NCAP
Der Honda Prologue wurde für die strengen Sicherheitsanforderungen des nordamerikanischen Marktes entwickelt und hat dort von den zuständigen Behörden (NHTSA, IIHS) Top-Bewertungen erhalten. Er ist serienmäßig mit dem „Honda Sensing“-Paket ausgestattet, das alle wichtigen Fahrassistenzsysteme umfasst. Eine Bewertung durch Euro NCAP wird es aufgrund der fehlenden Markteinführung in Europa nicht geben.
Gegen wen müsste der Prologue in Deutschland antreten?
Würde der Prologue in Deutschland verkauft, wäre sein Konkurrenzumfeld klar definiert. Mit seiner Größe, Reichweite und dem erwarteten Preis würde er direkt gegen die Bestseller im Segment der Familien-E-SUVs antreten:
- VW ID.4 / Skoda Enyaq: Die deutschen Platzhirsche wären die Hauptzielscheibe. Der Prologue könnte mit seinem Design und der Honda-typischen Qualität punkten.
- Tesla Model Y: Der US-Konkurrent ist die Messlatte bei Effizienz und Ladeinfrastruktur. Hier hätte es der Prologue schwer.
- Hyundai Ioniq 5 / Kia EV6: Die koreanischen Modelle überzeugen mit ihrer 800-Volt-Technik und extrem schnellen Ladezeiten, denen der Prologue mit seinen maximal 150 kW Ladeleistung unterlegen wäre.
Weiterführende Themen und Marktanalysen
Sie möchten mehr über Hondas offizielle Elektro-Strategie für Europa wissen? Lesen Sie hier unseren detaillierten Test des Honda e:Ny1. Um die Unterschiede der globalen Automobilmärkte zu verstehen, empfehlen wir unsere Analyse: Warum manche Automodelle nie nach Europa kommen.
Fazit: Eine verpasste Chance für Europa?
Der Honda Prologue ist ein faszinierendes „Was wäre wenn“-Szenario. Er zeigt, was Honda im Segment der großen E-SUVs leisten könnte, und hinterlässt bei vielen deutschen Markenfans ein Gefühl der verpassten Chance.
Vor- und Nachteile (aus deutscher Perspektive)
Vorteile (Pro) | Nachteile (Contra) |
✅ Attraktives, klares „Neo-Rugged“-Design | ❌ Nicht offiziell in Deutschland erhältlich |
✅ Großzügiges Platzangebot & großer Radstand | ❌ Basiert auf GM-Technik, keine Honda-Plattform |
✅ Hohe Reichweite dank großer 85-kWh-Batterie | ❌ Ladeleistung nur im Mittelfeld des Wettbewerbs |
✅ Bewährte Honda-Qualität im Interieur | ❌ Service & Ersatzteile bei Grauimport schwierig |
✅ Umfassende Sicherheitsausstattung |
Urteil des Redakteurs
Der Honda Prologue ist objektiv betrachtet wahrscheinlich der beste Elektro-SUV, den Honda derzeit im Portfolio hat. Er ist geräumig, reichweitenstark und technologisch modern. Die Tatsache, dass er auf einer GM-Plattform basiert, ist ein cleverer strategischer Schachzug für den US-Markt, aber gleichzeitig der Hauptgrund, warum wir ihn in Europa wohl nie sehen werden. Für den deutschen Markt ist der Prologue somit eine Art „verbotene Frucht“ – ein Blick über den Atlantik, der zeigt, was möglich wäre, während man hierzulande mit dem deutlich kleineren e:Ny1 vorliebnehmen muss. Eine verpasste Chance, aber eine nachvollziehbare unternehmerische Entscheidung.
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